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Herbstgeschichte, Kindergeschichte, Laternengeschichte, Laternenlieder, Laternenzug, Lichter im Dunkeln, Lichtgeschichte, Sternengeschichte, Sternenlicht
Der Streik der Sterne und die Lichter auf der Erde
Auch Sterne haben es nicht leicht. Früher, ja, früher, hatten sie mit dem Mond am Himmel um die Wette gefunkelt und Licht auf die Erde gebracht. Was aber war heute? Helle Fenster, Autoscheinwerfer, Ampeln und Straßenlaternen, Leuchtreklamen und bunte Lichterketten strahlten mit den Sternen um die Wette, und ehrlich, sie brachten den Menschen mehr Licht als alle Sterne zusammen.
„Was sollen wir tun?“, fragte der Abendstern eines Tages bei einer Sternen-Krisensitzung ratlos.
„Man braucht uns nicht mehr“, beschwerte sich der Morgenstern.
„Und wir“, jammerte ein Milchstraßenstern, „sind so klein, dass man uns überhaupt nicht beachtet. Es ist zum Weinen.“
Und schon weinten die kleineren Sterne bittere Sternentränen.
„Hört auf!“, sagte der Abendstern traurig. „Das hilft uns auch nicht weiter.“
„Was aber kann uns noch helfen?“
Ja, was? Die Sterne überlegten lange. Da hatte der Morgenstern eine Idee. „Wir streiken“, sagte er.
„Streiken?“ Die Sterne starrten den Morgenstern ungläubig an. „Was ist das?“
„Ganz einfach“, erklärte der Morgenstern. „Wir leuchten nicht mehr. Die Menschen streiken nämlich auch manchmal. Ich habe es selbst gesehen, morgens, wenn ich noch am Himmel stand. Da sind sie vor ihren Fabriken gestanden und haben ‚Wir streiken‘ und ‚Heute wird nicht gearbeitet‘ gerufen.“
Die Sterne nickten zustimmend.
„Oh ja, wir streiken auch!“
„Das ist eine gute Idee. Bestimmt sind die Menschen dann sehr traurig.“
„Und sie werden schnell nach uns rufen!“
Gesagt, getan. Als es dämmerte, versteckten sich die Sterne hinter Wolkenschleiern und spitzten die Ohren. Bestimmt würden die Menschen bald nach ihnen rufen. Die Sterne lauschten und lauschten, doch da war keiner, der sie vermisste, keiner, der nach ihnen rief. Zuerst waren die Sterne ungeduldig, dann wütend und dann wurden sie so traurig, dass sie vor lauter Kummer immer mehr ihren Glanz verloren.
Eines Tages aber drang leises Singen zu ihnen herauf. Was war das? Neugierig lugten die Sterne hinter ihren Wolkenschleiern hervor. Es klang schön, dieses Singen. Hell und klar.
„Seht!“, rief der Morgenstern. „Es sind Kinder.“
„Sie tragen Laternen.“
„Und sie singen von Lichtern, von Sonne und Mond, ja, und von Sternen.“
„Das sind Laternenlieder“, flüsterte der Abendstern und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. „Sie mögen uns, die Kinder, hört ihr es?“
„Aber sie können uns doch gar nicht sehen“, rief ein Milchstraßenstern erschrocken. „Die armen Kinder! Sie rufen nach uns und sie singen Sternenlieder.“
Aufgeregt pusteten die Sterne die Wolkenschleier von ihren Gesichtern weg und blinkten zur Erde herab.
„Seht, die Sterne“, rief ein Kind und deutete zum Himmel hinauf. „Wie hell sie strahlen! Schön.“
Da freuten sich die Sterne, und sie leuchteten und funkelten fröhlich mit den Laternenlichtern um die Wette.
© Elke Bräunling
Eine kürzere Fassung dieser Geschichte findest du hier: Als die Sterne streikten
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Rebell sagte:
sehr schön Geschichten :)
Hier schau ich öfters mal vorbei. ;)
Märchenfrau sagte:
Sei herzlich Willkommen in der Herbstgeschichtenhütte … und wenn dir mal eher winterlich oder sommerlich oder weihnachtlich oder was auch immer ;) zumute ist, so findest du ähnliche Geschichten-„Bloghütten“ in den Links oben rechts. Vielleicht treffen wir uns ja irgendwann auch dort, denn mit dem Herbst geht es ja nun, geschichtenmäßig, bald hier zu Ende für dieses Jahr.
Lieber Gruß
Elke
mausi61 sagte:
ICH SCHAUE AUCH GENE ZU DEN STERNEN RUTHI :)
Märchenfrau sagte:
Sterne gucken macht ruhig und zufrieden, und das Tolle, sie sind immer da!!!
Lieber Gruß
Elke
Pingback: Streik ! « Märchenwald
Waldameise sagte:
Kein Licht auf Erden kann die Sterne am Himmel ersetzen oder kopieren. Manchmal im Sommer laufen wir hinaus an den Waldrand, weil es dort keine störenden Straßen- und Autolichter gibt. Dann breitet sich die Sternendecke in ihrer ganzen Größe über uns aus. Ich liebe das …
Märchenfrau sagte:
Ich auch, Andrea. Gerade eben schrieb ich in einem Kommentar: Sterne sind Freunde, wie die Bäume auch…
Ich liebe sie.
Ich wünsch dir einen schönen Montag
Ein lieber Gruß
Elke
Joona sagte:
Liebe Märchenfrau,
das ist eine wunderschöne Geschichte. Vielen Dank!!
Ein Grund, warum ich so gerne in Mecklenburg lebe ist, dass der Himmel hier so weit ist. Und da ich viel in der Natur und im Garten unterwegs bin, beobachte ich natürlich auch viel das Geschehen am Himmel. Und oft sitze ich abends im Garten, warm eingekuschelt und beobachte den Mond und die Sterne.
Wenn es nun mal wieder bewölkt sein sollte und ich keine Sterne leuchten sehe, werde ich mich an Deine Geschichte erinnern und singen …. auch wenn kein Sankt Martin ist.
Ganz herzliche Grüße
Joona
Märchenfrau sagte:
Liebe Joona,
Sterne gucken ist etwas Wunderschönes. Sie werfen uns/mir so viele Gedanken und Ideen und leise Seelenfünkchen zu, dass alles andere, was zuvor wichtig erschien, plötzlich klein und unwichtig erscheint. Ich behandle sie wie Freunde – sie sind immer da und hören immer zu. Irgendwie…
Liebe Grüße und einen tollen Wochenbeginn
Elke